Firmengeschichte Teil III
Inhalt
Gründung der Goldschmiede
1934 stellt ein aufregendes Jahr für Anton Graswald dar. Sein erstes Kind, seine Tochter namens Karolina Graswald erblickt das Licht der Welt. Zur selben Zeit wagt er den Schritt in die Selbstständigkeit und gründet die Goldschmiede.
Ein Umzug ist notwendig. In der Müllerstraße 23 in München findet er Räumlichkeiten, die sowohl Platz für die kleine Familie als auch für die Werkstatt bieten. Der große Vorteil der neuen Wohnung: Mit ihrer Lage im 3. Stockwerk spendet sie genügend Tageslicht um die Arbeit als Goldschmied verrichten zu können, denn Strom steht in der damaligen Zeit nicht den ganzen Tag zur Verfügung. Die Miete der rund 130 m² Wohnung beträgt 90 Reichsmark. Das entspricht in etwa 360€, während der Weltwirtschaftskrise also eine große Summe, die es zu stemmen gilt.
Ausgestattet mit einem Portfolio seiner bisherigen Arbeiten macht sich Anton G. auf zu den hochkarätigsten Münchner Juwelieren, wie Hemmerle, Fa. Thomas, Fa. Opel und viele mehr, um neue Aufträge zu akquirieren. Sie können sich für seine Arbeiten begeistern und beginnen Schmuckstücke in Auftrag zu geben. Von nun an besteht der Tagesablauf daraus, das Arbeitsmaterial abzuholen, die Umsetzbarkeit und Details zu besprechen, der tatsächlichen handwerklichen Goldschmiedearbeit nachzukommen und am Tagesende die Schmuckstücke wieder zurückzubringen. Dieser Service ist auch absolut notwendig, denn die damalige Schmiede ist noch ohne Tresor und Telefon ausgestattet. (Seine Grundausrüstung an Werkzeugen konnte Anton G. mithilfe eines Darlehens bei seiner Schwester zusammenstellen.)
Von da an gedeiht und wächst die kleine Firma. Die Schmuckstücke strahlen Wärme und Freude aus, sind der Schönheit und Perfektion verpflichtet.
Kriegsunterbrechung
1939 findet das ein abruptes Ende.
Mit dem Beginn des 2. Weltkrieges wird Anton erneut für den Lazarettzug zwangsverpflichtet. Seinen ersten Heimaturlaub nutzt Anton um seine Werkzeuge einzufetten/Ölen und in Tüchern verpackt in den Keller zu tragen. Die langen Fahrten an die Front sind anstrengend und bieten nur wenig Abwechslung. Zusammen mit einem Uhrmacher und einem Holzschnitzer flüchtet sich Anton in die Kunst. Für die Hinfahrt zur Front richten sie sich im Zug kleine Arbeitsplätze ein und unterrichten sich gegenseitig und fertigen kleine Kunstwerke aus verfügbaren Materialien. Eine zumindest kleine Ablenkung vom Kriegsalltag. Aus dieser Zeit bewahren wir noch immer ein Paar handgeschnitzte Holzelefanten auf, die Anton gegen einen Schmuckanhänger aus Messing eintauschte.
Neustart nach dem Krieg
Am 27. Mai war auch für Anton die Zeit als Sanitäter im Lazarettzug vorbei.
Sofort holt Anton wieder seine Werkzeuge aus dem Keller. Glücklicherweise wurde, wie durch ein Wunder, das Haus in der Müllerstraße von den Bombenangriffen verschont. Die Werkstatt besteht größtenteils noch und wird wieder in Betrieb genommen. Obwohl Gas zum Löten und Strom nur Stundenweise zur Verfügung stehen, wird improvisiert und die Goldschmiede hat sofort Aufträge.
Dennoch ist Gold noch Mangelware. Es wird daher überwiegend mit dem günstigeren 585/000 = 14 Karat gearbeitet. Die Edelmetalllegierung enthält einen niedrigeren Goldanteil. Nachteile sind die blassere Farbe, schlechtere Materialeigenschaften und die geringere Wertigkeit. Es wird daher heutzutage besonders für günstigen Serienschmuck verwendet. Doch in den 50er und 60er Jahren war es aufgrund des Goldmangels zeittypisch.